„Ich bin so unfotogen!“ „Ach quatsch.“ Hand auf’s Herz – erkennst du dich in dieser Situation wieder? Das kommt nicht von ungefähr, denn meist spricht dabei nicht nur unsere Bescheidenheit aus uns, sondern wir mögen uns in der Regel bei Aufnahmen oder Fotos tatsächlich meist nicht so sehr. Dies ist keine Einbildung, sondern diese Situation ist in der Regel mindestens zwei psychologischen Effekten geschuldet.
Mere-Exposure-Effekt
Dem „Sich-selbst-nicht-bei-Aufnahmen-mögen“ liegt keine ausgeprägte Selbstkritik zugrunde, sondern ein psychologischer Effekt namens „Mere-Exposure“. Demnach reagieren Menschen besonders positiv auf Dinge, die sie häufig sehen. Da wir uns selbst am häufigsten im Spiegel sehen, ist dies das Bild, das uns vertraut ist und wir am stärksten mit uns selbst und unseren Werten verbinden. An unsymmetrische Eigenarten, wie ein wenig ungleichgroße Augen, der Seitenscheitel oder ein Muttermal sind wir dadurch gewöhnt. Je mehr oder häufiger wir also eine Sache wahrnehmen, desto positiver bewerten wir sie. Der Mere-Exposure-Effekt wird unter anderem auch bei Songs im Radio oder in der Werbung eingesetzt.
Unser Gehirn liebt Symmetrien
Wir selbst sehen uns viel häufiger im Spiegel als auf Fotos, das haben wir bereits festgestellt. Wir kennen unsere kleinen Asymmetrien, sodass sie uns nicht mehr auffallen. Auf Fotos oder in Bewegtbildaufnahmen dagegen sehen wir uns so, wie andere Menschen uns sehen. Für uns ist dies jedoch „spiegelverkehrt“. Damit sehen wir unsere kleinen Unebenheiten nicht nur plötzlich auf der anderen Seite, sondern sie wirken für uns sogar doppelt so schief ‑ auf uns selbst somit gar unattraktiv, im Gegensatz zu Menschen, die uns gerade erst kennenlernen. Ist unsere Nase zum Beispiel um 1 mm nach links gekrümmt in unserem Spiegelbild, das wir kennen, so ist die 1 mm-Krümmung nach rechts auf dem Foto für uns um 2 mm zu dem gewohnten Anblick verschoben.